Appelhülsen – erstmalig und immer wieder gerne

Jahrelang lagen mir meine Motorradkumpels in den Ohren, „Du musst endlich mal mit nach Appelhülsen fahren, das wird Dir gefallen, es war so interessant da!“ Was folgte waren meist endlose Aufzählungen der dort angetroffenen Preziosen der Motorradgeschichte.

Im Jahre 2023 war es endlich so weit, der Termin nahte und aus meiner Gegend hatte auf einmal jeder diesen Tag mit nervenaufreibenden Familienbesuchen belegt.

Was also blieb mir anders übrig, als eine meiner schrömmeligsten SP-Guzzis mal wieder fahrbereit zu machen und mich allein früh über wunderschön einsame Landstraßen auf den Weg zu machen. Nebenbei bemerkt ist diese Ex-Erwin-Bongards-Guzzi, von einem Nachlassverwalter für 1950 Euros erstanden, die Kiste, mit der ich schon zweimal unreparierbar liegen geblieben bin. Aber um es vorwegzunehmen, gab es diesmal nur Freude beim Fahren mit dieser Italienerin zum Preis von zwei Harley-Packtaschen.

Als einer der ersten Gäste erhielt ich einen besonderen Platz zugewiesen und wurde sofort von dem besonderen Flair dieses Treffens angesteckt, füllte sich doch das Gelände im Minuten-Takt mit allem, was es so an Besonderheiten, Schönheiten und Umbauten auf zwei oder auch drei Rädern je gegeben hat. Man kam mit dem Gucken gar nicht hinterher. Na gut, einige ganz originale Langweilermotorräder waren auch dabei, aber für mich gilt da ganz eindeutig die Prämisse: Jeder Jeck ist anders und jeder kann im Rahmen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung herumfahren mit dem Gefährt seines Herzens. Punkt.

Die verschiedenen Ansichtsbilder einer Guzzi lassen erkennen, wofür mein Herz heftiger anfängt zu schlagen. Daneben gab es jede Menge Interessantes zu entdecken. Beispielsweise einen besonderen 2-Ventilboxer aus Bayern, dessen Fahrer doch tatsächlich ein kleines Bild der Isle of Man Legende Joey Dunlop in seinem Cockpit beherbergt. Das nenne ich mal eine Ausstellung mit Herz.

Aber was wäre all dies ohne die Männer, die all dat Motorsjedöne am Leben erhalten, entweder weil Sie eigenhändig den Schraubenschlüssel kreisen lassen oder jemanden Befähigten kennen, der das für Sie erledigt. Durchweg eine freundliche Gesprächskultur, kein wichtigtuerisches Gehabe bei allen Fahrern, mit denen ich ins Gespräch kam. Sehr erfreulich aufgefallen ist mir auch die beträchtliche Anzahl von Selbstfahrerinnen. Vor vielen Jahren die absolute Ausnahme ist heute kein Zweirad mehr sicher vor routinierter, weiblicher Gashand.

Mittendrin fand ich dann auch meine Freunde, die von weiter wegkamen und mich direkt mit der Frage löcherten, wie es mir denn jetzt hier so gefiele und ob meine Erwartungen erfüllt worden wären. Sie waren es und ich bin mir sicher, nicht zum letzten Mal in Appelhülsen gewesen zu sein.

Aber sehen Sie selbst. Die Bilder entstanden mit meiner digitalen M-Leica Monochrom nur mit einem 35 mm Objektiv von 1965, welches sich dank einer gesunden Modellkonstanz problemlos an einer Kamera von 2022 verwenden lässt.

Armin Fischer im Juli 2023, geschrieben ohne künstliche Intelligenz, aber mit Begeisterung.