Wiedergeburt eines DKW Rennmotorrades mit 4 Zylindern
Von Armin Fischer
Wir schreiben das Jahr 1956. Die Düsseldorfer Produktionsstätte der Auto-Union ist mit der Produktion des DKW-Schnell-Lasters bestens ausgebucht. Dort, wie auch in der Ingolstädter Zentrale, besteht kein Interesse daran, die Rennaktivitäten im Motorrad-Rennsport weiter zu verfolgen, obwohl der Werksfahrer August Hobl Vize-Weltmeister in der 350-er Klasse geworden war. Dieser legendäre Werksrenner erhielt aufgrund des äußerst hellen und durchdringend lauten Motorklangs in der Szene den Spitznamen „die singende Säge“. Nach Schätzungen haben maximal sieben oder acht Maschinen dieses erfolgreichen Typs bis heute überlebt.
Nach der Schließung wurde das Material dem rührigen argentinischen Importeur Bessone überlassen, damit dieser dort weitere Rennerfolge sammeln möge. Unter diesem Konvolut befand sich auch der Prototyp einer Vierzylinder-Version, die nie so richtig über das Versuchsstadium hinauskam, und auch in Südamerika wurde das Projekt nicht zur Reife gebracht.
Viele Jahrzehnte später gelangten Teile dieses Motorrades über Italien in die Hände eines deutschen Sammlers. Dieser überredete den Bonner Motorrad-Veteran-Experten Klaus Kretzschmar, daraus wieder ein fahrbares Fahrzeug erstehen zu lassen. Rund ein Jahr täglicher Arbeit benötigte der Fachmann, um den Rahmen zu ändern, Fahrwerksteile nachzubauen, Zylinder anfertigen zu lassen oder sich dem Bau einer komplizierten Auspuffanlage des Zweitakters zu widmen. Und jeder Restaurator weiß, die meiste Zeit und Arbeit geht bei den kleinen Details drauf.
Dem Eigner der Maschine war es auch besonders wichtig, möglichst viel von der Originalsubstanz zu erhalten und nicht etwa eine neue Lackierung auf den Tank zu spritzen. Auch neu hergestellte Teile mussten optisch zum Rest passen, übermäßiger Hochglanz war nicht erwünscht. Gerade bei Rennmaschinen in dieser Zeit stand die Funktion immer über einem makellosen Aussehen.
Wer dieses Einzelstück mit hydraulischen Trommelbremsen einmal aus der Nähe betrachten oder mit dem Restaurator fachsimpeln möchte, dem sei ein Besuch am Samstag oder Sonntag im Green Park Düsseldorf an der Messe empfohlen. Daten über das Event sind dem Internet zu entnehmen.